Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (2024)

  • Was ist eine Radikulopathie?
  • Welche Radikulopathien werden unterschieden undwie machen sie sich bemerkbar?
  • Welche Erkrankungen lösen eine Radikulopathie aus?
  • Wie diagnostiziert der Arzt die Radikulopathie?
  • Wie wird eine Radikulopathie behandelt?
  • HäufigePatientenfragen zur Radikulopathie an PD Dr. David-Christopher Kubosch

Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (1)In manchen Fällen kann man eine Radikulopathie durch die interventionelle Schmerztherapie lindern. Dabei spritzt der Arzt unter Röntgenkontrolle ein Gemisch aus Kortison und Betäubungsmitteln in die Nähe der gereizten Nervenwurzel. © Crystal light, Adobe

Bei einer Radikulopathie wird eine Nervenwurzel des Rückenmarks gereizt oder geschädigt. Je nachdem, welcheNervenwurzel betroffen ist, kommt es zu Schmerzen, Missempfindungen oder neurologischen Ausfällen. Auslöser für eineRadikulopathie gibt es viele. Sie reichen vom Bandscheibenprolaps bis zu Wirbelsäulentumoren. Behandelt wird – jenach Ursache – konservativ, interventionell durch Injektionen von Betäubungsmitteln und Kortison oder chirurgisch.

Termin vereinbaren

Was ist eine Radikulopathie?

Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (2)Querschnitt durch einen Wirbel. Rechts und links entspringen dem Rückenmark eine vordere (ventrale) und eine hintere (dorsale) Nervenwurzel, die sich im Wirbelkanal jeweils zum Spinalnerv vereinen. © Fotolia

Radikulopathien (von lat. radix „Wurzel“, griech. pathos „Leiden, Krankheit“) sind Erkrankungen, die die Wurzeln derSpinalnerven betreffen. Diese Nervenwurzeln stammen aus dem Rückenmark, das aus 31 Segmenten besteht. Aus jedemdieser Segmente entspringen rechts und links je eine vordere und eine hintere Nervenwurzel. Deren Nervenfasernverbinden sich noch im Wirbelkanal und verlassen diesen als Spinalnerv durch das Zwischenwirbelloch. Druck,Einklemmung oder Entzündung können die Nervenwurzel reizen oder schädigen. Bei nur einer geschädigten Nervenwurzelspricht man von einer Radikulopathie, bei mehreren von einer Polyradikulopathie.

Je nachdem, welche Nervenwurzeln betroffen sind, kommt es zu Beschwerden. Ist nur die vordere Nervenwurzel eingeengt,so sind vor allem motorische Störungen die Folge. Denn in der Vorderwurzel verlaufen die Nervenfasern, die dieBefehle vom Gehirn zur Muskulatur transportieren und auf diese Weise die Bewegung steuern.

Über die Hinterwurzel gelangen diejenigen Nervenfasern in das Rückenmark, die Gefühlsempfindungen und Informationenvon der Haut und aus dem Körperinneren zum Gehirn leiten. Bei ihrer Schädigung kommt es zu Schmerzen,Taubheitsgefühl oder Missempfindungen. Aufgrund der engen Platzverhältnisse im Wirbelkanal sind bei einerRadikulopathie häufig beide Wurzelanteile gereizt oder bedrängt. In diesem Fall leidet der Patient sowohl untermotorischen als auch unter sensiblen Störungen.

Radikuläre Schmerzen

Radikuläre Schmerzen entstehen durch Reizung, Druck oder Schädigung von Nervenwurzeln. Sie breiten sichtypischerweise entlang des Versorgungsgebietes (Dermatom) des Spinalnervs aus. Beschrieben werden sie oft alselektrisierend, brennend oder scharf. Bewegung und Belastung wie z.B. Bücken oder Heben können den Schmerzverstärken.

Die Beschwerden richten sich aber nicht nur danach, ob Hinter- oder Vorderwurzel unter Druck geraten. Entscheidendist, in welchem Segment des Rückenmarks die Nervenwurzeln bedrängt werden. Im Bereich der Halswirbelsäule bekommtder Betroffene Probleme im Nacken und in den Armen und Händen. Sind Nervenwurzeln in der Lendenwirbelsäulebetroffen, drohen Schmerzen und Funktionsstörungen in den Beinen.

Die Nervenwurzeln reagieren dabei immer gleich, egal welche Ursache sie stört. Am Beschwerdebild kann derRückenspezialist zwar ablesen, in welchem Segment das Problem ungefähr liegt. Der Auslöser ist so jedoch nichterkennbar.

Termin vereinbaren

Welche Radikulopathien werden unterschieden und wie machen sie sich bemerkbar?

Im Allgemeinen unterscheidet man die Radikulopathien danach, in welchem Wirbelsäulensegment sie auftreten. Dasbedeutet, es gibt eine zervikale Radikulopathie (in der Halswirbelsäule), eine thorakale Radikulopathie (in derBrustwirbelsäule) und eine lumbale Radikulopathie (in der Lendenwirbelsäule). Letztere ist am häufigsten. Amseltensten kommt es im Bereich der Brustwirbel zu einer Reizung der Nervenwurzeln.

Zervikale Radikulopathie

Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (3)Darstellung von Dermatomen am Beispiel der Halswirbelsäule (HWS): Jedes Segment der HWS versorgt über den zugehörigen Spinalnerven eine bestimmte Armregion mit sensorischen und motorischen Impulsen. Anhand der Schmerzen und Parästhesien in einem Dermatom und den Ausfallerscheinungen kann der Arzt auf das betroffene Segment der Halswirbelsäule schließen. © Gelenk-Klinik

Bei der zervikalen Radikulopathie ist eine Nervenwurzel der Halswirbelsäule gereizt. Meist kommt es dabei zuNackenschmerzen, die auch in die Schulter und den Arm ausstrahlen können. Nicht immer bleibt es dabei. Manchmalempfinden die Patienten auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln bis in die Fingerspitzen. Sind motorische Nervenfasernbetroffen, kann dies zu Schwierigkeiten beim Greifen oder Halten von Dingen führen.

Die Beschwerden breiten sich dabei typischerweise entlang der sogenannten Dermatome aus. Ein Dermatom ist die Region,die von einem Spinalnerven versorgt wird. Ist z.B. die Nervenwurzel des 5. Spinalnervs betroffen, der zwischen dem5. und 6. Halswirbel aus dem Wirbelkanal tritt, spricht man von einer C5-Radikulopathie.

  • Typische Symptome der C5-Radikulopathie umfassen Schmerzen (z.B. Nackenschmerzen), Kribbeln und Taubheitsgefühl im Bereich der Schulterbis zur Mitte des Oberarms.
  • Bei einer C6-Radikulopathie können die Schmerzen und Missempfindungen vom Nacken bis zum Daumen ausstrahlen.Motorisch zeigt sich oft eine Schwäche im Oberarm, im Handgelenk und im Daumen.
  • Bei der C7-Radikulopathie reichen die Gefühlsstörungen bis zum Mittelfinger, manchmal ist auch der Ringfingermit einbezogen. Daumen und Zeigefinger sind meist unbeeinträchtigt. Die Kraft im hinteren Oberarmmuskel(Trizepsmuskel) kann vermindert sein.
  • Eine C8-Radikulopathie zeigt sich darin, dass Schmerzen und Missempfindungen an der Außenseite auftreten und bisin den Ring- und Kleinfinger ausstrahlen. Dabei kann das Greifen erschwert sein.

Thorakale Radikulopathie

Bei der thorakalen Radikulopathie sind Nervenwurzeln im Bereich der Brustwirbelsäule betroffen. Die dazugehörendenSpinalnerven sind Th1 bis Th12. Die thorakale Radikulopathie ist eher selten. Zu ihren Beschwerden gehören vor allemRückenschmerzen und/oder Schmerzen im Bereich des Brustkorbs und der Körpermitte. Oft kommt es zu bandförmigenMissempfindungen um den Brustkorb/Bauch herum. Liegt dieses schmerzende "Band" in Höhe der Brustwarzen, weist diesauf eine Schädigung von Th4 hin, in Höhe des Nabels auf einen geschädigten Th10.

Lumbale Radikulopathie und sakrale Radikulopathie

In diesen Fällen werden eine oder mehrere Nervenwurzeln der lumbalen beziehungsweise sakralen Spinalnerven gereizt.Deren sensiblen Anteile teilen sich die Bereiche von Becken und Bein ebenfalls in Dermatome auf. Diese sindallerdings weniger streng abgegrenzt als die Dermatome der Halswirbelsäule. Das bedeutet, dass sich dieVersorgungsgebiete überlappen und deshalb von Mensch zu Mensch etwas unterscheiden können.

In den betroffenen Bereichen kommt es zu Taubheitsgefühlen, Missempfindungen oder Schmerzen. Sind motorischeNervenwurzeln betroffen, sind auch Kraftverlust oder Lähmungen des Fußes oder Beines möglich. Beispiele:

  • Bei der L4-Radikulopathie verlaufen Schmerzen und Missempfindungen häufig von der Rückseite des oberenGesäßanteils über die Hüfte, den vorderen Oberschenkel, das Knie, den vorderen Unterschenkel bis hin zurGroßzehe. Kraftminderung oder gar Lähmungen betreffen vor allem den M. quadriceps femoris, d. h., die Streckungdes Kniegelenks fällt schwer. Bei der Reflexprüfung ist der Patellarsehnenreflex vermindert.
  • Die L5-Radikulopathie führt vor allem zu Beschwerden an der äußeren Rückseite des Beines, am Fußrücken und ander Innenseite des Unterschenkels. Wichtige Muskeln, die bei einer Reizung der Hinterwurzel in Mitleidenschaftgezogen werden können, sind der Hüftbeuger (M. iliopsoas) und die Adduktoren, die das Bein nach innen ziehen.
  • Die S1-Radikulopathie macht sich durch Schmerzen und Missempfindungen am Gesäß, an der Rückseite von Ober- undUnterschenkel und an der Fußsohle bemerkbar. Motorische Folgen bei einer S1-Radikulopathie zeigen sich amUnterschenkel und am Fuß. So sind z.B. das Senken des Fußes im Sprunggelenk und das Beugen der Zehen erschwert.Außerdem fällt der Achillessehnenreflex aus.

Termin vereinbaren

Welche Erkrankungen lösen eine Radikulopathie aus?

Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (4)Bandscheibenvorfälle führen häufig zu einer Radikulopathie. Der hervor gebrochene Gallerkern drückt dann auf die Nervenwurzel (gelb) oder den Spinalnerven. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann dies zu Schmerzen, Taubheitsgefühl in den Beinen und Lähmungen führen. © Gelenk-Klinik

Die Radikulopathie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom dafür, dass etwas an der Nervenwurzel„nicht stimmt“. Ursachen für die Reizung oder Schädigung von Nervenwurzeln gibt es viele. Am häufigsten entstehteine Radikulopathie durch mechanischen Druck auf die Nervenwurzel, seltener durch Entzündungen oder Infektionen.Ursachen einer Radikulopathie sind:

  • Bandscheibenvorfall: Bandscheibenvorfälle sind die häufigsten Ursachen für eine Radikulopathie. Sie kommen vorallem im Bereich der zervikalen und der lumbalen Wirbelsäule vor.
  • Spinalkanalstenose: Krankhafte Verengungen des Wirbelkanals können sehr leicht dazu führen, dass Nervenwurzelneingeklemmt oder bedrängt werden.
  • Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (Spondylarthrose oder Spondylose): Durch Verschleiß entstehen z.B. Knochenanbauten(Spondylophyten), die in den Spinalkanal ragen und das Nervengewebe bedrängen.
  • Rheumatoide Arthritis: Störende knöcherne Veränderungen aufgrund einer rheumatoiden Arthritis können dieNervenwurzeln ebenfalls reizen.
  • Verletzungen: In seltenen Fällen kommt es bei operativen Eingriffen an der Wirbelsäule zu Verletzungen derNervenwurzeln. Auch starke, von außen einwirkende Gewalt wie z.B. Unfälle können eine Nervenwurzel schädigen.
  • Tumoren: Wirbelsäulentumoren sitzen manchmal so ungünstig, dass sie auf das Rückenmark und auf die Nervenwurzelndrücken. Beispiele sind Chondrosarkome und Osteosarkome. Häufiger als primäre Tumoren der Wirbelsäule führenallerdings Metastasen anderer Malignome zu Verengungen im Bereich von Nervenwurzeln. Typisch dafür sindProstatakarzinome oder Lungenkrebs. Es gibt auch Wucherungen der Nerven, sogenannte Neurofibrome. Sie sindebenfalls in der Lage, die Spinalnerven und ihre Wurzeln einzuengen.
  • Hämatome: Blutergüsse im Wirbelkanal können so groß werden, dass sie auf Nervenwurzeln drücken. Sie entstehen z.B. durch Gefäßverletzungen bei Unfällen oder im Rahmen eines operativen Eingriffs.
  • Entzündliche Erkrankungen: Bei einer Knochenentzündung (Osteitis) kann sich die Entzündung über den Wirbelkörperhinweg auf die Nervenwurzel ausbreiten.
  • Infektionskrankheiten: Nervenwurzeln werden auch direkt durch Infektionskrankheiten bedroht. Dazu gehören nebender Borreliose und der Herpes-Zoster-Infektion vor allem die Tuberkulose und die Syphilis.
  • Diabetes mellitus: Ein lange bestehender und schlecht eingestellter Diabetes mellitus schädigt die Gefäße.Häufig leidet dadurch auch die Durchblutung der Nervenwurzeln, die dann mit einer schmerzhaften Radikulopathiereagieren.

Termin vereinbaren

Wie diagnostiziert der Arzt die Radikulopathie?

Die Krankengeschichte mitsamt den Beschwerden des Patienten geben dem Rückenspezialisten meist schon deutlicheHinweise auf das Vorliegen einer Radikulopathie und ihre Lokalisation. Bei der klinischen Untersuchung werden Kraftund Beweglichkeit, Sensibilität und Reflexe geprüft, um die Höhe der Nervenwurzelreizung festzustellen. Hierbeibieten die Dermatome eine gute Orientierung (siehe oben).

Mithilfe der Bildgebung wird versucht, die Ursache und die genaue Lokalisation für die Nervenreizung zu finden. Inder Regel reicht dazu eine MRT oder CT des betroffenen Areals. Eine Myelographie (Röntgenuntersuchung desRückenmarks mit Kontrastmittel) ist nur erforderlich, wenn die MRT kontraindiziert oder die CT-Aufnahmen nichtschlüssig sind.

Manchmal bleibt trotz bildgebender Diagnostik die Ursache einer Radikulopathie im Dunkeln. In diesen Fällen führt maneine Liquorpunktion durch und untersucht die entnommene Hirnflüssigkeit. So lassen sich z.B. Infektionen oderEntzündungen nachweisen.

Termin vereinbaren

Wie wird eine Radikulopathie behandelt?

Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (5)Die mikrochirurgische Dekompression ist eines der möglichen Verfahren zur Behandlung einer Radikulopathie. © Vadim, Adobe

Die Behandlung der Radikulopathie richtet sich nach ihrer Ursache und nach ihrer Lokalisation. Prinzipiell stehenkonservative, interventionelle und operative Verfahren zur Verfügung.

Konservative Therapie

Zu den konservativen Verfahren gehört die Einnahme von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten, z. B.nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Reichen diese zur Schmerzstillung nicht aus,verordnen die Ärzte vorübergehend auch Opioide. Hilfreich sind häufig Muskelrelaxanzien.

Bei chronischen Verläufen raten die Leitlinien zu psychotherapeutischer Unterstützung (z.B. durchVerhaltenstherapien) oder zur Verordnung von Antidepressiva. Letztere ermöglichen dem Patienten, sich von denSchmerzen zu distanzieren.

Je nach Ursache können physiotherapeutische Behandlungen helfen, z.B. mit Kälte oder Wärme. VorsichtigeKrankengymnastik dehnt und stärkt die Muskulatur und lindert dadurch die Schmerzen. Ist die Halswirbelsäulebetroffen, verordnen die Ärzte manchmal für kurze Zeit eine Halskrause. Bei chronischen Problemen helfen zudemregelmäßig durchgeführte Entspannungsübungen.

Interventionelle Therapie

Manchmal sind die Schmerzen so stark, dass eine konservative Therapie nichts ausrichten kann. In einigen Fällenempfehlen die Rückenspezialisten dann die interventionelle Schmerztherapie. Dabei wird z.B. über eine dünne Nadelein Gemisch aus Kortison und Betäubungsmittel an die schmerzende Nervenwurzel gespritzt. Das bringt oftvorübergehend Linderung.

Operative Therapie

In etwa 20% der Radikulopathien muss die – meist mechanische – Ursache operativ beseitigt werden. In vielen dieserFälle liegt ein Bandscheibenvorfall zugrunde, manchmal auch eine Spinalkanalstenose. Eine Operation ist dann zuerwägen, wenn die anderen Maßnahmen über sechs bis zwölf Wochen keine Linderung bringen und nachgewiesenermaßen eineursächliche strukturelle und operable Schädigung vorliegt.

Akut operieren müssen die Chirurgen, wenn es durch die Einklemmung der Nervenwurzel zu folgenden Beschwerden kommt(Red Flags):

  • stärker werdende neurologische Ausfälle, deutliche Lähmungen,
  • Kauda-Syndrom mit Lähmung der Beine und Sensibilitätsstörung an den Innenseiten der Oberschenkel und am Damm,
  • Störung beim Wasserlassen, z.B. Harnverhalt oder Inkontinenz und
  • Störungen des Mastdarms und der Sexualfunktion.

Ziel der Operation ist die Dekompression der beengten Nervenwurzel. Dazu gibt es verschiedene Verfahren. Amhäufigsten eingesetzt und am besten bewährt hat sich bisher die mikrochirurgische Dekompression, bei der man durchEntfernung von störendem Gewebe den Druck von der komprimierten Nervenwurzel nimmt. Dazu führt der Rückenspezialistein spezielles Mikroskop und feinste Instrumente über einen kleinen Zugang in den Wirbelkanal ein. Dort kann erunter bester Sicht den Schaden inspizieren und störendes Gewebe wie Knochenanbauten, vorgefallenesBandscheibengewebe oder verdickte Bänder entfernen.

In manchen Fällen reicht das Abtragen von störenden Strukturen nicht aus, um die Nervenwurzel zu befreien. Dann kannder Operateur sogenannte Cages als Platzhalter in das Bandscheibenfach zwischen zwei Wirbelkörpern einsetzen. Erhilft, zwischen den Wirbelkörpern einen ausreichenden Abstand und den Druck vom Nervengewebe zu halten. In manchenKliniken wird zur Dekompression auch die Nukleoplastie eingesetzt. Ihre Ergebnisse sind allerdings bisher nichteindeutig.

Weitere Behandlungsverfahren bei Infektionen, Tumoren und Blutergüssen

Liegen der Radikulopathie behandelbare bakterielle Infektionen zugrunde, bessern sich diese meist im Rahmen derantibiotischen bzw. tuberkulostatischen Therapie. Blutergüsse können sich von selbst zurückbilden. Geschieht dasnicht, werden sie ausgeräumt. Zur Therapie von Wirbelsäulentumoren und Metastasen gibt es verschiedene Optionen:Ihre operative Entfernung und ihre Verkleinerung durch Bestrahlung und die Chemotherapie.

Termin vereinbaren

Häufige gestellte Patientenfragen zur Radikulopathie an PD Dr. David-ChristopherKubosch

Welcher Arzt behandelt die Radikulopathie?

Die Behandlung der Radikulopathie hängt von ihrer Ursache ab. Da es sich in den meisten Fällen umeinen mechanischen Druck auf die Nervenwurzel handelt, sind vor allem Orthopäden, Unfallchirurgenund Neurochirurgen gefragt. Infektionen der Nervenwurzeln werden dagegen von Internisten, Neurologenoder Rheumatologen therapiert.

Welche Medikamente helfen bei einer Radikulopathie?

Zur Linderung der Schmerzen verordnen die behandelnden Ärzte zunächst nichtsteroidale Antirheumatika(NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Oft reicht diese Medikation jedoch nicht aus. Dann kommenvorübergehend Opioide zum Einsatz. Unterstützt wird die analgetische Therapie oft durchmuskelentspannende Muskelrelaxanzien, manchmal auch durch Antidepressiva.

Was ist der Unterschied zwischen einer Radikulopathie und einer Myelopathie?

Beide sind Erkrankungen des Nervengewebes, unterscheiden sich aber nach ihrer Lokalisation, d. h., inwelchem Bereich des Nervensystems sie auftreten. Bei einer Myelopathie ist das zum zentralenNervensystem gehörende Rückenmark (griech. myelos "Mark") geschädigt. Ursachen sind z. B.Kompression (Druck), Durchblutungsstörungen oder ionisierende Strahlung. Im Fall der Radikulopathieist das Nervengewebe der Spinalnervenwurzel betroffen. Spinalnerven gehören mitsamt ihrer Wurzel zumperipheren Nervensystem. Beide Erkrankungen äußern sich ganz ähnlich je nach Höhe des Schadens durchSchmerzen, Missempfindungen und neurologische Ausfälle.

Wann ist eine Radikulopathie gefährlich?

Wenn der Druck auf Nervenwurzeln sehr ausgeprägt ist, kann es auch bei einer Radikulopathiegefährlich werden. Das gilt z.B. dann, wenn die Nervenwurzeln betroffen sind, die dieAtemmuskulatur versorgen. In diesen Fällen drohen lebensgefährliche Atemausfälle.

Wie hoch ist der Grad der Behinderung bei Radikulopathie?

Ob bei einer Radikulopathie eine Behinderung oder Schwerbehinderung vorliegt, kommt auf denindividuellen Fall an. Entscheidend sind das Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung und dieSchmerzintensität sowie die Auswirkung auf innere Organe. Gesetzlich geregelt ist die Ermittlung desGrades der Behinderung (GdB) bei Wirbelsäulenschäden in Ziffer 18.9 der VersorgungsmedizinischenGrundsätze.

Muss eine Radikulopathie immer operiert werden?

In den meisten Fällen behandeln die Ärzte eine Radikulopathie zunächst konservativ. Operiert wirdnur, wenn nach etwa drei Monaten konservativer Therapie sich Schmerzen und Funktionseinschränkungennicht gebessert haben. Manchmal ist allerdings auch eine sofortige Operation erforderlich. Das istder Fall, wenn es durch Druck auf die Nervenwurzel zu lebensbedrohlichen oder schwerwiegendenStörungen kommt.

Was ist der Unterschied zwischen einer Radikulopathie und einer Neuropathie?

Bei einer Neuropathie sind ein oder mehrere periphere Nerven erkrankt. Ist nur die Nervenwurzelbetroffen, spricht man von einer Radikulopathie.

Termin vereinbaren

Literatur
  • Berry, J. A., Elia, C., Saini, H. S., & Miulli, D. E. (2019). A review of lumbar radiculopathy,diagnosis, and treatment. Cureus, 11(10).
  • von Brevern, M. (2023). Sind systemische Steroide bei Lumbago, lumbosakraler Radikulopathie und lumbalerSpinalkanalstenose wirksam?. DGNeurologie, 1-4.
  • Feise, R. J., Mathieson, S., Kessler, R. S., Witenko, C., Zaina, F., & Brown, B. T. (2023). Benefitsand harms of treatments for chronic nonspecific low back pain without radiculopathy: systematic reviewand meta-analysis. The Spine Journal, 23(5), 629-641.
  • Glocker,FX et al., S2k Leitlinie Lumbale Radikulopathie der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaftfür Neurologie, awmf-Registernumme 030-058.
  • Hara, S., Lønne, V. V., Aasdahl, L., Salvesen, Ø., Solberg, T., Gulati, S., & Hara, K. W. (2023).Return to work after surgery for cervical radiculopathy: a nationwide registry-based observationalstudy. Spine, 48(4), 253.
  • Liang, L., Feng, M., Cui, X., Zhou, S., Yin, X., Wang, X., ... & Wei, X. (2019). The effect ofexercise on cervical radiculopathy: A systematic review and meta-analysis. Medicine, 98(45).
  • Mansfield, M., Smith, T., Spahr, N., & Thacker, M. (2020). Cervical spine radiculopathyepidemiology: a systematic review. Musculoskeletal Care, 18(4), 555-567.
  • Marco, B., Evans, D., Symonds, N., Peolsson, A., Coppieters, M. W., Jull, G., ... & Falla, D.(2023). Determining the level of cervical radiculopathy: Agreement between visual inspection of paindrawings and magnetic resonance imaging. Pain Practice, 23(1), 32-40.
  • Plener, J., Csiernik, B., To, D., da Silva-Oolup, S., Hofkirchner, C., Cox, J., ... & Ammendolia, C.(2023). Conservative management of cervical radiculopathy: A systematic review. The Clinical Journalof Pain, 39(3), 138-146.
  • Richter, M., & Schwarz, J. (2021). Zervikale Radikulopathie. MSK–MuskuloskelettalePhysiotherapie, 25(05), 209-209.
  • Schär, R. T., Pollo, C., Ulrich, C. T., & Raabe, A. (2019). Zervikale und lumbale Radikulopathien.Swiss Medical Forum (Vol. 19, No. 25-26, pp. 411-417). EMH Swiss Medical Publishers.
  • Vielitz, A. OP versus konservative Therapie bei zervikaler spondylotischer Radikulopathie.
Radikulopathie: Gereizte Nervenwurzeln erkennen und behandeln (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Cheryll Lueilwitz

Last Updated:

Views: 6657

Rating: 4.3 / 5 (74 voted)

Reviews: 89% of readers found this page helpful

Author information

Name: Cheryll Lueilwitz

Birthday: 1997-12-23

Address: 4653 O'Kon Hill, Lake Juanstad, AR 65469

Phone: +494124489301

Job: Marketing Representative

Hobby: Reading, Ice skating, Foraging, BASE jumping, Hiking, Skateboarding, Kayaking

Introduction: My name is Cheryll Lueilwitz, I am a sparkling, clean, super, lucky, joyous, outstanding, lucky person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.